Blut, Immunsystem und Lymphsystem

Um seinen vielfältigen Aufgaben effektiv nachkommen zu können hat das Blut eine sehr anspruchsvolle Zusammensetzung. Diese besteht aus Plasma als flüssiger Anteil und Blutzellen als zellulärer Bestandteil. Der flüssige Teil macht dabei mehr als die Hälfte aus.

Blut

 

 

Blut, Blutbildung, Immunsystem und Lymphsystem, Funktonsweise und Aufbau

Die Blutbildung erfolgt beim Embryo in den Markhöhlen aller Knochen, Leber, Milz, Thymus und nach Geburt nur noch im Knochenmark. Nicht mehr alle Knochen sind dann zur Blutbildung in der Lage , nur noch im Schädel, in Rippen und Brustbein, den Wirbelkörper, im Becken, in Abschnitten der Oberarm/Oberschenkelknochen kann diese Funktion ausgeführt werden. Eine Ausnahme besteht. Lymphozyten entwickeln sich auch in den lymphatischen Organen Milz, Thymus und Lymphknoten.

Das Blutplasma, also der flüssige Anteil, besteht zum größten Teil aus Wasser. Darin gelöst sind Proteine, Nährstoffe, Sauerstoff, Kohlendioxyd, Elektrolyte, Spurenelemente, Vitamine, Harnstoff und Kreatinin.

Die Blutzellen setzen sich aus Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten zusammen.

Die Bluteiweiße oder Proteine haben neben der Aufgabe Wasser zu binden noch Abwehrfunktionen und Transportfunktionen zu erfüllen. Bei Blutanalysen im Labor werden die Bluteiweiße oft zur Diagnose genutzt, beispielsweise der IgE oder IgGWert.

Generell entwickeln sich alle Blutkörperchen in mehreren Schritten aus den gleichen pluripotenten Stammzellen.

Die fertigen Erythrozyten bestehen aus Farbstoff und Eisen sowie Eiweiß. Diese sind verantwortlich für den Sauerstofftransport im Blut. Sie haben eine Lebensdauer von ca. 120 Tagen.

 

  • Die Thrombozyten sind flache Scheiben, welche die Blutgerinnung und Blutstillung realisieren.
  • Die Leukozyten sind weiße Blutkörperchen, welche der Abwehr durch Antikörperbildung oder Phagozytose also Auffressen und Zerstören von Krankheitserregern dienen. Die Leukozyten sind mit der wichtigste Teil unseres Immunsystems und bestehen zu 25-40% aus Lymphozyten, zu 60% aus Granulozyten und Monozyten.

 

 

Im Jahr 1901 entdeckte Landsteiner die 4 Blutgruppen. Im Serum befinden sich Antikörper gegen die jeweils anderen Blutgruppenantigene und damit kann Blutsübertragung nur unter Berücksichtigung der Gruppen erfolgen. Der Rhesusfaktor hat ähnliche Bedeutung.

 

Funktion

Die Aufgabe des Blutes bestehen vor Allem in der Transportfunktion. Nährstoffe (Glukose, Aminosäuren, Fettsäuren), Sauerstoff, CO2, Vitamine, Hormone, Wirkstoffe, Mineralstoffe, Medikamente, Abbauprodukte (Kreatinin – Muskel, Harnstoff – Eiweiß, Harnsäure – Purine) werden aufgenommen und an ihre Zielorte transportiert.

Weitere Funktionen bestehen in der Abwehr von Infekten, der Mitwirkung bei Entzündungen, Blutstillung und Blutgerinnung

Die Wärmeregulation durch das Blut geht von der Leber aus welche die höchste Körpertemperatur hat (+ 1-2 Grad), es realisiert den Transport der Körperwärme in andere Körperorgane.

Die Aufrechterhaltung der Homöostase, des Gleichgewichtszustandes des Körpers, erfolgt durch Regulation des Elektrolythaushaltes.

Der ph-Wert liegt im Normalfall bei 7,37-7,43. Die Aufrechterhaltung erfolgt über ionisierbare Aminosäuren, den Bikarbonatpuffer sowie das Hämoglobin. Der osmotischer Druck wird aufrecht erhalten.

Das Blut hilft die Tätigkeit der Organe aufeinander abzustimmen, dies gelingt vor allem  durch Hormone

Eine  Eiweißreserve (200g gelöste Eiweiße im Blut) hilft Ernährungsmängel zu kompensieren

Bei Gefäßwanddefekten dichtet das Blut durch Fähigkeit der Gerinnung ab. Die Thrombozyten haben dabei die Schlüsselfunktion.

 

Blut1   Lymphozyt 

2   Freßzelle

3   Blutplättchen

4   Erythrozyten

 

 

 

 

 



Blutbild

Viele diagnostische Hinweise ergeben sich aus dem Blutbild. Die Abweichung von den „Normalwerten“ lässt durchaus Schlüsse zu. Sehr gute Aussagen über den Gesundheitszustand sind aus dem Blutbild ableitbar, und die mögliche Schädigung durch diese Untersuchungsmethode ist vergleichsweise gering. Labore haben Routinelisten zur Erfassung der Werte.

Einige charakteristische Werte Normalwerte sind (aufgeführte Erkrankungen sind Beispiele) :

Blutsenkungsgeschwindigkeit

(Messung der Geschwindigkeit, mit der die festen Bestandteile des Blutes in einem senkrecht stehenden Messröhrchen in einer bestimmten Zeit absinken)

 

Frauen:             6 – 11 mm nach 1 Stunde (NHP <= 25 mm)

                        6 – 20 mm nach 2 Stunden

Männer:            3 –  8 mm nach 1 Stunde (NHP <=15 mm)

                        5 – 18 mm nach 2 Stunden

 

Erhöht bei Sichelzellanämie, Herzinsuffizienz, Allergien, Lebererkrankungen,

Erniedrigt bei entzündliche Erkrankungen wie Gallenblasenentzündung, Tuberkulose, Magengeschwür, Infektionskrankheiten, Anämien, Tumorerkrankungen, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

 

Erythrozytenzahl (Erys)

 

 Frauen:            4,0 – 5,4 Mio/mm3

 Männer:           4,6 – 6,3 Mio/mm3

 

Erhöht bei Polyzythämie, Krebs, O2-Mangel, Herzfehler, Lungenerkrankungen. Vermindert bei Anämie, Blutungen

 

Hämoglobin (Hb)

 

 Frauen:              12 – 16 g/dl

 Männer:             14 – 18 g/dl

 

Erhöht bei O2-Mangel, Krebs, Wassermangel, Polyglobulie, pernizöse Anämie

Erniedrigt bei Eisenmangelanämie, Schwangerschaft

 

Hämatokrit (HK) (prozentualer Anteil der zellulären Bestandteile am Blutvolumen)

 

 Frauen:            37 – 48  %

 Männer:           40 – 52 %

 

Erhöht bei Polyzythämie, Wassermangel, massiver Diarrhö Erniedrigt bei Anämie, Hyperhydratation

 

Weitere Werte:

 

  • Leukozyten        4-10/nl = 4.800-10.000/ml bzw. mm3
  • Thrombozyten    150.000 – 400.000/mm3

 

Darüber hinaus gibt es noch viele bestimmbare Parameter, die auch von den Möglichkeiten der einzelnen Labore abhängen.

 

Erkrankungen

Anämien

Bei allen Anämien erfolgt aus verschiedenen Gründen eine verminderte Bildung von Erythrozyten und/oder Hämoglobin und/oder Hämatokrit. Häufige  Vertreter dieser primären aber meist sekundären Erkrankung sind Eisenmangelanämie, Folsäuremangelanämie, Vitamin B12 Mangel-Anämie, aplastische Anämie, renale Anämie und Anämie durch Blutverlust,

 

allgemeine klinische Symptome:

 

Symptome der Haut- und Schleimhäute sind Blässe, hellere Schleimhäute und Augenbindehäute

Das Herz-Kreislaufsystem reagiert unter anderem  mit Tachykardie, systolische Herzgeräusch, Herzinsuffizienz, Hyperthrophie, Ödembildung und Vergrößerung des Abstandes zwischen systolischem und asystolischem Blutdruck – der Blutdruckamplitude.

 

Polyglobulie

Bei einer vermehrten Bildung von Erythrozyten spricht man von Polyglobulie. Der Hämatokritwert ist dabei gestiegen.  Sauerstoffunterversorgung ist meist die Ursache.

Dieser Effekt tritt auch bei Aufenthalt in großen Höhen auf.

Bei Blutdoping wird darauf zurückgegriffen.

 

Symptome:

Rotblaue Hautfarbe, Kreislaufbeschwerden (Fließgeschwindigkeit ist erniedrigt, das Blut ist „dicker“) Kopfschmerzen, Angina pectoris, Epistaxis (Nasenbluten) auch Ohrensausen, also Tinnitus, und Bluthochdruck sowie Thrombosen können entstehen.

 

Polycythämie (Polycythämia vera)

Ist eine bösartige Erkrankung deren Ursache unbekannt ist. Es kommt zur vermehrten  Bildung aller 3 Blutzellenreihen (Erythrozyten, Leukozyten , Thrombozyten), wobei die Vermehrung der Erythrozytenzahl überwiegt und deren Sauerstoffbindungsfähigkeit abnimmt.

 

Symptome:

Rötung von Gesicht und Extremitäten. Die Folgen des Sauerstoffmangels sind kardiale Beschwerden – Angina pectoris, Tachykardie, Kreislaufbeschwerden Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Müdigkeit, Sehstörungen, Blutungen, Nasenbluten. Bei bei körperlicher Belastung färben sich die Lippen blau. Die Gefahr von Thrombosen besteht.

 

Maligne Lymphome

Bösartige Erkrankungen, von Lymphknoten oder lymphatischem Gewebe ausgehend werden als maligne Lymphome bezeichnet. Der bekannteste Vertrete ist die Hodgkinsche Krankheit. Circa 1800 Menschen im durchschnittlichen Alter von 40 Jahren erkranken Jährlich. Schmerzlose Vergrößerungen der Lymphknoten charakterisieren die Krankheit.

Ähnliche Symptome Prägen die Non-Hodgkin Krankheit an der ungefähr 12000 Menschen Erkranken. Das Durchschnittsalter liegt höher, bei 60 Jahren.

 

Bluterkrankheit

Eine hämorrhagische Diathese entsteht durch Störungen der Gerinnung. Dabei sind meist Gerinnungsfaktoren in ihrer Wirkung gestört. Eine andere Ursache ist die aus verschiedenen Gründen im Körper reduzierte Zahl der Thrombozyten.

Die Blutungsstärke steht hier nicht im Verhältnis zum Auslöser, beispielsweise einer Verletzung bzw. Wunde.