Burnout – eine ansteckende Krankheit?

Ausgebrannt ? – ein Fallbeispiel

Arnold Klein (Name geändert – die Redaktion), 39 Jahre, arbeitet seit 12 Jahren in einem Landratsamt. Er ist dort als stellvertretender Fachdienstsleiter im Gesundheitsamt tätig. Es eilt ihm der Ruf voraus, dass er sich auf seinem Fachgebiet überall gut auskennt und dass er sich bei jeder ihm übertragenen Aufgabe stark engagiert. Man schätzt ihn als freundlich und hilfsbereit und er hat immer neue Ideen. Seine Kollegen unterstützt er sehr, übernimmt unter Umständen sogar Teile derer Arbeitsaufgaben. Krank ist er eigentlich nie. Wenn man so will – eine Stütze des Fachdienstes.

In letzter Zeit treffen diese ganzen Eigenschaften aber kaum noch auf ihn zu. Abgesehen von schon dem zweiten krankheitsbedingten Ausfall im laufenden Halbjahr sieht man ihn im Landratsamt kaum noch. Er verlässt sein Zimmer selten, nicht einmal zum Mittagessen in der Kantine lässt er sich mehr blicken. Von neuen Ideen keine Spur. Er wirkt ängstlich und macht anscheinend nur noch absolut das Nötigste.

Sollte es bei einem von Ihren Mitarbeitern oder Kollegen ähnliche Veränderungen geben, sollten sie aufmerksam werden. Möglicherweise liegt ein Burnout Syndrom vor.

Burnout

 

 


1974 das Entstehungsjahr

Im Jahr 1974 schrieb ein Amerikanischer Psychoanalytiker, Herbert Freudenberger, einen Aufsatz zum Thema Burnout Syndrom. Er hatte aus eigener Erfahrung heraus psychische und psychosomatische Folgen einer Arbeitsüberlastung zusammengetragen und unter dem Begriff des Burnout – Syndroms zusammengefasst. 1976 formulierte dann eine amerikanische Psychologin Corinna Maslach einen Fragebogen zu dieser Thematik.

Zu diesem Zeitpunkt begann die Existenz dieser Symptomatic, welche am Anfang vor allem Menschen die in Sozialberufen (Krankenschwester, Arzt) tätig sind, zugedacht war. Später wurde sie dann auch in anderen Berufen erkannt. Seit dem hat Burnout seinen Weg durch die industrialisierte Welt gemacht.

Eine anerkannte Krankheit an sich ist dieses Syndrom allerdings bis heute nicht, oft wird hier vom Arzt eine Depression diagnostiziert. Mir ist nicht bekannt, wann das Burnout Syndrom in Deutschland „angekommen“ ist, allerdings habe ich das Gefühl, dass in den letzten fünf Jahren ein Überzeichnen dieser Welle vorzufinden ist. Mittlerer Weile scheint es zum „Guten Ton“ zu gehören, ausgebrannt zu sein. Umso schwerer haben es dadurch natürlich die wirklich Betroffenen. Obwohl, wenn man Kriterien und Betroffenenkreis genauer betrachtet, kaum Verwechslungen möglich sind.


Burnout trifft oft die Besten

Burnout trifft oft die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diejenigen, die ein hohes persönliches Engagement im täglichen Umgang mit anderen Menschen zeigen, scheinen im besonderen Maße gefährdet. Der hohe Anspruch an sich selbst, der Wunsch im Job gut und erfolgreich zu sein, führt unter bestimmten Bedingungen zum Abrutschen in das ausgebrannt sein. So wie auch in den Siebziger Jahren beschrieben, ist es vor allem die Sensibilität für Mitmenschen und Situationen, welche die Menschen für diese Erscheinung verwundbar macht. Ethisches Verantwortungsgefühl welches mehr als wünschenswert bei allen Menschen ist, schwingt ebenfalls als kritischer Faktor mit. Ebenso wirkt sich schlechte Abgrenzungsfähigkeit aus.

Wenn diese Menschen, die eigentlichen „Macher“ im Unternehmen oder in der Verwaltung, sich völlig anders als gewöhnlich verhalten, sollte man aufmerksam werden und Hilfe, sowie Unterstützung anbieten. Kennzeichen sind z.B. Klagen über Arbeitsunlust und Überforderung, sowie eine negative Grundeinstellung, wie Dienst nach Vorschrift. Hatte eine Person früher immer neue Ideen und Anregungen für Projekte und diese fehlen plötzlich, ist ein weiteres Anzeichen gegeben. Ein Widerstand für Veränderungen hat sich entwickelt.

 

Folgeerscheinungen

sind dann immer geringerer Kontakt zu Kollegen, vermehrte krankheits-bedingte Ausfallzeiten möglicherweise bis hin zur „inneren Kündigung“.

Persönliche Stabilität beste Prävention

Wie kommt es nun aber zum Burnout? Angenommen auf Arbeit hat sich am Stress – und Aufgabenpotential nichts geändert, kann es trotzdem zu diesem Syndrom kommen? Auf jeden Fall – denn es sind vier Hauptfaktoren, die unser tägliches Sein bestimmen.

  • Faktoren am Arbeitsplatz
  • Privatleben wie Partnerschaft und Beziehungen
  • Persönlichkeit und Grundhaltung
  • Gesundheit, körperliche Fitness

Anhand der Aufzählung sind meines Erachtens die Zusammenhänge recht gut nachzuvollziehen. Beispielsweise leidet das Privatleben in der Regel, wenn Probleme auf der Arbeit nicht mehr zu bewältigen scheinen, umgekehrt ist es allerdings auch der Fall. Ist also das Privatleben, beispielsweise durch Probleme mit dem Partner oder den Kindern, schwierig geworden, ist es schwer auf Arbeit seine volle Leistung zu bringen. Ähnliche Auswirkungen zeigen Gesundheit und Fitness, fehlen diese wirkt es sich auf Arbeit und Privatleben aus. Auch hier gilt natürlich auch der umgekehrte Weg: Probleme auf Arbeit und Privatleben wirken, vielleicht zeitversetzt, auf die Gesundheit.

Über allen steht die Persönlichkeit und die positive oder negative Grundhaltung, die wiederum auf die restlichen drei Bereiche einen direkten Einfluss hat. Das Burnout entwickelt sich also aus dem Zusammenspiel der Faktoren, ein erhöhtes Arbeitaufkommen kann also zum Burnout führen, wenn die anderen Faktoren die erhöhte Belastung nicht mehr abfedern können.

Daraus ergibt sich ein wichtiger Schluss – wer seine Arbeitsaufgaben dauerhaft gut erfüllen will, muss immer gleichzeitig etwas für seine persönliche(n) Beziehung(en), seine Gesundheit und für seine Grundeinstellung tun.


Merkmale und Wege

Welche Merkmale erhärten den Verdacht auf ein Burnout:

körperliche Erschöpfung

: konstante Übermüdung und Lustlosigkeit, innerlich angetrieben, psychosomatische Beschwerden (Schwitzen, Herzklopfen, Kopfweh, Rückenschmerzen, Impotenz)

emotionale Erschöpfung

: keine Belastbarkeit, reizbar, den Tränen nahe, keine Distanz

keine Fähigkeit mehr, Aufgaben zu planen.

Schlafstörungen nicht abschalten können, auch in der Freizeit an den Beruf denken

Auf einmal ist jedenfalls alles zuviel, es kommt zur völligen Entmutigung: „Ich schaffe es doch nicht“. Der Weg dorthin ist vielleicht nicht weit, er geht aber über mehrere Stationen. Für den Vorgesetzten oder die Person selber sind die Anzeichen erkennbar. Der Weg aus der Situation heraus ist umso schwerer, je größer die emotionale und körperliche Erschöpfung ist. Wie man den Weg geht, und wo man sich Hilfe holt, ist unterschiedlich – völlig ohne Fremde Hilfe geht es allerdings wahrscheinlich nicht.


Burnout – wie danach weiter ?

Angenommen, die Burnout – Krise ist überwunden, wie soll es weitergehen?  Der erfolgreiche Einstieg erfolgt durch verständnisvolle Vorgesetzte. Den Anfang macht man am besten über eine Anpassung des Arbeitspensums. Das heißt auf keinen Fall die Arbeit auf nahe Null zu reduzieren, das richtige Einstiegsmaß ist individuell verschieden.

Hilfe kann auch beispielsweise ein betriebliches Wiedereingliederungsmanagement nach SGB IX geben. Von der eigenen Seite ist es notwendig dazu zu stehen, dass man eine Krise hatte. Eine Überdenkung oder auch Veränderung der inneren Einstellung ist ebenfalls hilfreich.

Wird die Leistung dann stufenweise aufgebaut, steht einem erfolgreichen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben nichts mehr im Wege.

Soweit sollte es allerdings gar nicht erst kommen. Vorher die Zeichen beachten, das ist sowohl für Arbeitgeber – als auch Arbeitnehmer wichtig. Diese Zeichen erkennen zu können eine Aufgabe der innerbetrieblichen Fortbildung