Osteoporose, Knochenschwund, Abbau der Knochen

Die Faktoren, die den Knochenabbau (Osteoporose) beschleunigen bzw. den Knochenaufbau behindern, begünstigen den Knochenschwund

Mit 35 bis 40 Jahren beginnt der altersbedingte Abbau der Knochen, den niemand verhindern kann. Mit etwa 70 Jahren hat jeder Mensch etwa ein Drittel seiner Knochenmasse verloren. Das ist so lange unerheblich, wie die Knochen in der Lage sind, das Körpergewicht auch bei Belastung zu tragen. Erst wenn durch Knochenbrüche Beschwerden auftreten, ist jemand osteoporosekrank. Quälende Kreuzschmerzen und eine durch Brüche verkrümmte Wirbelsäule, die den sogenannten “Witwenbuckel” formt, waren lange Zeit das unbeachtete Problem von Frauen. Das änderte sich, als Statistiker die Kosten berechneten, die für die Behandlung von Schenkelhalsbrüchen als Folge der Osteoporose aufgewendet werden müssen. Dieser “volkswirtschaftlichen Bedeutung” der Osteoporose verdanken viele Frauen vermehrte Forschungsanstrengungen und somit die Chance, vorsorgen und so ihr Alter unbeschwerter erleben zu können.

 

Osteoporose, Knochenschwund, Abbau der Knochen

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Beschwerden

Zunächst meist leichte Rückenschmerzen, die später stark bis unerträglich werden können, aber manchmal auch wieder vergehen. Manchen Frauen fällt auf, daß sie deutlich kleiner werden, andere müssen in Behandlung, weil sie sich aus nichtigem Anlaß etwas gebrochen haben.


Ursachen

Die Faktoren, die den Knochenabbau beschleunigen bzw. den Knochenaufbau behindern, begünstigen den Knochenschwund.


Dazu gehören:

  • Die altersbedingte Verringerung an Sexualhormonen.
  • Bewegungsarmut.
  • Unzureichende Kalziumaufnahme, beispielsweise nach einer Magenoperation oder bei entzündlichen Darmerkrankungen.
  • Unzureichende Nierenfunktion.
  • Erkrankungen der Nebenschilddrüsen.
  • Langzeitige Einnahme von Kortison.

 

Erkrankungsrisiko bei Frauen

Osteoporose betrifft sie unter anderem deshalb ungleich häufiger als Männer, weil sich mit den Wechseljahren die Produktion der schützenden Östrogene verringert. Doch nicht alle Frauen werden nach dem Wechsel osteoporosekrank. Knapp ein Viertel trägt ein besonderes Risiko. Nur diese “Risikofrauen” verlieren nach den Wechsel innerhalb weniger Jahre so viel Knochenmasse, daß sie mit etwa 65 unter den Folgen leiden. Bei den anderen Frauen dauert es 20 bis 30 Jahre, bis sie vielleicht die schweren Folgen der Knochenentkalkung zu spüren bekommen. Frauen, die zusätzlich zu den unter “Ursachen” genannten Faktoren noch folgende Merkmale oder Verhaltensweisen aufweisen, sind stärker Osteoporose-gefährdet:

  • Osteoporose Kranke weibliche Verwandte. Für die Krankheit gibt es eine erbliche Veranlagung.
  • Später Eintritt der Regelblutung, Beginn der Wechseljahre vor dem 40. Lebensjahr.
  • Längere Zeiten, in denen die Periode ausblieb (z.B. bei Leistungssportlerinnen, Magersüchtigen.
  • Kinderlosigkeit.
  • Viel rauchen läßt die Menopause früher eintreten.
  • Graziler Körperbau, sehr schlank. Nach dem Wechsel bildet der Körper aus anderen Sexualhormonen im Fettgewebe Östrogene. Wenig Fett bedeutet weniger Östrogene.
  • Reichlicher und regelmäßiger Alkoholkonsum. Dann kann der Darm Kalzium nur schlecht aufnehmen, außerdem schädigt Alkohol die Knochenzellen.

 

Erkrankungsrisiko bei Männern

Sie sind osteoporosegefährdet, wenn die Wirkung ihrer Geschlechtshormone z. B. durch Medikamente gegen Prostatakrebs ausgeschaltet ist.

 

Mögliche Folgen und Komplikationen

Wirbelbrüche: Das trifft etwa eine von 500 Frauen im Jahr. Das Rückenmark bleibt dabei immer unverletzt, eine Querschnittlähmung kann dabei also nicht eintreten. Der durch den Bruch bedingte Schmerz wird oft als “Hexenschuß” fehlgedeutet und vergeht nach mehreren Wochen wieder. Mehrere durch Brüche zusammengesunkene Wirbelkörper im Bereich der Brustwirbelsäule lassen einen Buckel entstehen. Dadurch verlagert sich der Körperschwerpunkt nach vorne, und die Gefahr zu stürzen steigt. Schmerzhafte Muskelverspannungen sind häufig, weil die Muskeln versuchen, die Haltearbeit der immer schwächer werdenden Wirbelsäule zu übernehmen.

Schenkelhalsbrüche: Von amerikanischen Frauen weiß man, dass 15 Prozent im Laufe ihres Lebens einen solchen Bruch erleiden. Ihr Risiko, an den damit verbundenen Folgen zu sterben, ist bis zu fünfmal größer als bei altersgleichen Frauen.

Knochenbrüche jeder Art sind im Alter häufig die Ursache für körperliche Unbeweglichkeit. Damit verlieren diese Menschen oft auch ihre Selbständigkeit.

 

Vorbeugung

  • Bewegen Sie sich regelmäßig, z. B. täglich Gymnastik machen, zweimal wöchentlich schwimmen oder täglich eine halbe Stunde im Schnell schritt gehen.
  • Nehmen Sie täglich mindestens 800 bis 1000 Milligramm Kalzium zu sich. Mit einer vollwertigen Ernährung ist das relativ leicht möglich. 100 Gramm Hartkäse oder ein Liter Milch täglich decken den Bedarf. Für die tägliche Kalziumpille gibt es nur selten einen zwingenden Grund.
  • Vermeiden Sie Kletterpartien, z. B. beim Fensterputzen oder Glühbirnewechseln. Rutschfeste Treppen Beläge und feste Schuhe verhindern Stürze.

 

Vorbeugung mit Medikamenten

Nur Geschlechtshormone haben bisher bewiesen, daß sie die Knochenbruchrate senken können. Frauen, deren Gebärmutter entfernt wurde, bekommen ein Medikament, das nur Östrogen enthält. Die anderen nehmen zusätzlich noch Gestagen ein. Dabei soll das Gestagen das Risiko verringern, durch die Östrogene einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu bekommen. Auch östrogenhaltige Pflaster sind geeignet, einer Osteoporose vorzubeugen.

Nach etwa fünf Jahren sollten Sie die Hormoneinnahme beenden. Bei längerer Östrogeneinnahme steigt das Krebsrisiko so, daß es den Nutzen überwiegt.


Wann sollten Frauen zur Ärztin oder zum Arzt?

Wenn Sie über 40 Jahre alt sind und ständig Rückenschmerzen haben. Wenn Sie auf die Zeit des Wechsels zusteuern und sich entsprechend den oben genannten Faktoren zur Gruppe der “Risikofrauen” rechnen, sollten Sie sich an Ihren Arzt wenden, um eine Knochendichtemessung vornehmen zu lassen.


Wann sollten Männer zur Ärztin oder zum Arzt?

Abnehmendes Interesse an Sexualität und Impotenz können darauf hinweisen, daß der Körper nicht genügend Geschlechtshormon bildet. Haben Sie außerdem ständig Rückenschmerzen, sollten Sie das mit Arzt oder Ärztin besprechen.


Knochendichtemessung

Hierfür wird meist das Handgelenk zweimal im Abstand von drei Monaten geröntgt. Das bedeutet eine nicht unerhebliche Strahlenbelastung. Ergibt die Berechnung aus beiden Messungen, daß eine Frau im Jahr mehr als 3,5 Prozent an Knochenmasse verliert, raten die meisten Gynäkologen, Hormone einzunehmen. Dieses als Grenzwert anzusehen basiert auf einer Übereinkunft der Wissenschaftler. Noch gibt es keine “Normkurven”, die eindeutig und sicher darüber Auskunft geben, ab wann eine vorsorgliche Behandlung mit Östrogenen sinnvoll ist oder nicht.

Knochendichtemessungen werden teilweise harsch kritisiert, weil sich die Ergebnisse der verschiedenen Verfahren nicht miteinander vergleichen lassen und weil zu viele Ärzte ohne ausreichende Qualifikation zu oft solche Messungen durchführen. Lassen Sie die Messungen möglichst immer in demselben Institut, besser noch in der Wechselsprechstunde einer Klinik, durchführen.

 

Selbsthilfe

  • Nur regelmäßige körperliche Bewegung erhält die Knochenmasse. Das gilt auch für diejenigen, die ihrer Osteoporose mit Medikamenten vorbeugen.
  • Kalziumreiche Ernährung.
  • Verzichten Sie auf Fertiglebensmittel: ihr Phosphatgehalt verringert den Kalziumgehalt des Blutes. Alternativmedizinisches, vor allem Pflanzenmittel, mit denen Sie Wechseljahrsbeschwerden lindern können, hilft nicht gegen Osteoporose.

 

Behandlung

Die Basis einer Osteoporosetherapie sind Hormone. Sie können gemeinsam mit Bewegung und Kalzium den weiteren Knochenabbau stoppen.

 

Fluorid

Die Meinung über seine Wirksamkeit ist uneinheitlich. Es wird empfohlen, Fluoride möglichst unter klinischer Überwachung anzuwenden. Regelmäßige Untersuchungen müssen sicherstellen, daß es den Knochen nicht mehr schadet als nutzt.

Nebenwirkungen: Bei etwa einem Drittel der Kranken wirkt Fluorid nicht. Bei den anderen können noch weiterhin Knochen brechen, weil ihre durch Fluorid aufgebaute Festigkeit relativ gering ist. Bei unnötig hoher Dosierung können die Fußgelenke schmerzhaft anschwellen. Magen und Darm können rebellieren.

 

Kalzitonin

Frauen, die kein Östrogen einnehmen dürfen, können möglicherweise mit Kalzitonin einer Osteoporose vorbeugen. Ist sie bereits eingetreten, verringert auch Kalzitonin die Häufigkeit der Knochenbrüche nicht. Es kann die Schmerzen sehr gut lindern, aber Übelkeit verursachen. Kalzitonin kann als Nasenspray angewendet werden.


Bisphosphonate

Mit Etidronsäure und Alendronat werden Knochenentkalkungen behandelt. Seit 1996 sind diese Substanzen in Deutschland auch zur Behandlung der Osteoporose zugelassen. Die Knochendichte nimmt durch diese Medikamente nachweisbar zu. Es treten weniger Knochenbrüche auf. Ob die Mittel bei Langzeiteinnahme die Mineralisation der Knochen stören können, ist noch nicht sicher.


Kalzium

Kalzium allein kann bei eingetretener Osteoporose die Knochen nicht wieder festigen.

 

Vitamin D

Es wird angezweifelt, dass Vitamin D den Knochenschwund vermindern kann.