Heilgymnastik ist immer eine Dauerbehandlung, sie muss unter fachkundiger Anleitung erlernt und später regelmäßig durchgeführt werden
Durch Heilgymnastik kann man andere als die gewohnten Bewegungsmuster erlernen, so dass man krankmachende Bewegungsabläufe in Zukunft vermeiden kann.
Heilgymnastik ist immer eine Dauerbehandlung. Sie muss unter fachkundiger Anleitung erlernt und später regelmäßig durchgeführt werden. Die Übungen sollen 15 bis 30 Minuten dauern und mindestens ein – bis zweimal täglich wiederholt werden. Sie sollten immer am selben Platz ausgeführt und in den Tagesablauf integriert werden. Die günstigste Zeit dafür sind der späte Vormittag und der späte Nachmittag.
Die Ausgangsstellungen richten sich nach der Erkrankung. Als unbelastete Haltung gelten die Rückenlage, die Seitenlage mit einem angezogenen Bein, der Sitz auf einem Hocker, der Vierfüßler Stand auf Händen und Knien und Gymnastik im Wasser, das durch seinen Auftrieb entlastet.
Je nach der Ursache der Bewegungsstörung und den Bedingungen der Patienten werden verschiedene Techniken eingesetzt:
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Funktionelles Üben
Sind Gelenke scheinbar “von selbst” oder durch lange Zeit der Bewegungslosigkeit unbeweglich geworden, üben die Kranken das Beugen und Strecken aktiv, eventuell gegen den Widerstand eines Gewichtes oder gegen den Druck, den die Behandler ausüben.
Mobilisation
Behandler oder Trainerin verschieben die Gelenkflächen in Richtungen, die die Patienten durch eigene Bewegung nicht erreichen können. Bei dieser Behandlungstechnik bleiben die Kranken passiv.
Bettlägrige Patienten, die sich selbst nicht mehr bewegen können, müssen regelmäßig “durch bewegt” werden, damit die Gelenke nicht versteifen.
Haltungsturnen
Bei Verspannung der Rückenmuskulatur und bei Haltungsschäden wird, wenn die akuten Schmerzen abgeklungen sind, meist in Gruppen die sogenannte Rückenschule durchgeführt. Sie beginnt mit Stretching, dann folgen Kräftigungsübungen für die schwachen Muskeln und zuletzt ein Programm, um das Zusammenspiel der Muskeln zu koordinieren.
Atemübungen
Sie verstärken die Bewegung der Wirbelsäule in die gewünschte Richtung. Für Lungen – und Asthmakranke und für Personen, die lernen müssen, das Bronchialsekret abzuhusten, gibt es spezielle Atembehandlungen. Sie sind geeignet, die Dosis der notwendigen Dauermedikamente zu senken.
Da die Atmung eng gekoppelt ist mit der Muskelan – und – entspannung und diese wiederum von Gefühlen beeinflußt sind, haben sich spezielle Behandlungsmethoden für Körper und Seele entwickelt. Sie gehen über das Spüren und das Bewußtwerden des Atems den mit den Muskelverspannungen verbundenen Empfindungen nach.
Lähmungsbehandlungen
Wenn bei Querschnittlähmung, nach Unfällen, Schlaganfällen oder Erkrankungen des Nervensystems, wie zum Beispiel der Multiplen Sklerose, Muskeln gelähmt sind, kann ein spezielles Training die Muskulatur optimal fördern, die der Wille noch steuern kann.
Am häufigsten werden dabei Behandlungen nach Bobath oder “PNF” (Propriozeptive neuromuskuläre Faszilitation) angewendet. Sie versuchen, durch Wiederholen bestimmter Bewegungsmuster das im Gehirn gelöschte Steuerprogramm neu zu entwickeln.
Physiotherapeuten müssen für diese Behandlungen Spezialausbildungen absolvieren.
Anwendung
Beschwerden im Bewegungsapparat sind oft aufunzureichend trainierte oder falsch belastete Muskeln zurückzuführen. Mit Heilgymnastik kann man bei Lähmungen nach Schlaganfällen, Hirnoperationen, Multipler Sklerose oder bei Kindern mit Entwicklungsstörungen Erfolge
erzielen. Sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder “Rheuma” behandlung.
Hinweis
Voraussetzung für eine erfolgreiche und schadlose Heilgymnastik ist, daß ausgebildete Experten den richtigen Ablauf der Übungen zeigen und auf mögliche Überforderung hinweisen.